Die Geschichte der Feuerwehr Stadtoldendorf

Einen Einblick in die Historie der Freiwilligen Feuerwehr Stadtoldendorf. Wie alles begann, wie sich die Ortsfeuerwehr im Laufe der Jahrzehnte verändert hat – bis heute. Ein einmaliger Blick in die Vergangenheit. Wir wünschen Interessierten viel Spaß beim Lesen!

 

Die Anfänge im 19. Jahrhundert: 1873 bis 1899

1873
Das Ende des Jahres 1872 war erfüllt mit Vorbesprechungen, es wurden Satzungen vorbereitet und Listen von Bürgern erstellt, die für den Feuerwehrdienst in Frage kamen. Am 6.Januar 1873 fanden sich im Saal des Ratskellers eine große Anzahl von Bürgern zusammen, die sich bereit erklärten, falls ein Feuer in der Stadt oder deren Umgebung ausbrach, ohne Stand und Ansehen des Betroffenen Feuerhilfe zu leisten. In dieser Versammlung wurde die Freiwillige Feuerwehr Stadtoldendorf gegründet. Es darf dabei nicht vergessen werden, dass durch die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr die alten Pflichten der Bürger mit einem Schlag ungültig waren. Es fanden sich eine große Anzahl der Bürger bereit, in die Feuerwehr einzutreten. Bei der Gründung zählte der Schriftführer 64 eingetragene Mitglieder. Für die 2.206 Einwohner zählende Stadt war die Einrichtung einer Feuerwehr mit großen finanziellen Belastungen verbunden. Die enormen Anschaffungen, die notwendig waren, haben dem Stadtmagistrat damals große Sorgen gemacht. Der Direktor der Feuerlöschanstalten, Reuter, zu Braunschweig wurde konsultiert und gebeten, eine Aufstellung der Geräte für die Größenordnung der Stadt Stadtoldendorf vorzunehmen. Man wollte nun, wie es so schön in den Akten heißt, Nägel mit Köpfen machen und die Einrichtungen und Ausrüstungen neu und modern gestalten. Es kam zu einer Kostenrechnung von 2.520 Reichstalern. Eine Summe, die für die Stadt fast unmöglich aufzubringen war. Dennoch wurde durch das herzogliche Ministerium ein Zuschuss gewährt, der sich auf 1.200 Reichstaler belief. Man wagte diesen großen Schritt und das Leben der Freiwilligen Feuerwehr begann. Als erster Hauptmann wurde der Kaufmann Hermann Haeseler gewählt. Am 9.Dezember 1873 ernannte der Stadtmagistrat den Brauereibesitzer Carl Armbrecht zum Branddirektor der Stadt. Er sollte die Vorbereitungen treffen, die für das nächste Jahr vorgesehen waren und stand somit an der Spitze des Feuerwehrwesen in Stadtoldendorf. Der Aufbau ging nun zügig voran und schon 1874 wurde, man hatte doch bemerkt, dass die Freiwillige Feuerwehr nicht ausreichte, eine Pflichtfeuerwehr aufgestellt.
1874
Die Feuerwehr in Stadtoldendorf, mittlerweile auf 76 Mann angestiegen, wurde nun zügig aufgebaut und man gab sich viel Mühe, diese auch gut mit den dazugehörenden Mitteln auszurüsten. Als man erkannte, dass die Feuerwehr für den Feuerschutz nicht ausreichte, wurde noch eine Pflichtfeuerwehr aufgestellt. Die Männer der Pflichtfeuerwehr wurden nach einem ausgearbeitetem Gesetz über das Feuerhilfswesen von der Stadt ausgesucht und bestellt. Es konnte sich für diesen Pflichtdienst kein Bürger freikaufen, es sei denn, er war krank und gebrechlich. Jeder Bürger vom 18. bis zum 55. Lebensjahr konnte zum Feuerwehrdienst herangezogen werden, Die FFw stellte einen Steigerzug, den 1., 2. und 4. Spritzenzug. Die Pflichtfeuerwehr stellte den 3., 4. und 5. Spritzen zu.
1875
Nach einer aufgestellten Statistik betrug das Inventar der Feuerwehr schon in diesem Jahr: Freiwillige Feuerwehr : 76 Mann; Pflichtfeuerwehr : 66 Mann. Vorhanden waren ferner 320m Schläuche, 4 Spritzen, 2 ohne Saugwerk, 1 Gerätewagen mit Zubehör,1 Schiebeleiter für den Steigerzug von 12m Länge, 105 lederne Feuerwehreimer, 2 Feuertubben auf Schlittenkufen zur Wasserbeförderung an die Brandstelle. Ferner war noch ein Rettungssack angeschafft worden. Es wurde auch in diesem Jahr eine Ordnungsmannschaft aufgestellt. Die Stärke dieser Mannschaft betrug 150 Mann. Die Männer der Ordnungsmannschaft bekamen weiße Armbinden, die mit Nummern versehen waren. Sie Hatten die Aufgabe, bei einem Brand die Brandstelle abzusperren, um den Schaulustigen den Weg zur Brandstelle zu versperren und dadurch der Feuerwehr die Arbeit zu erleichtern. Ferner sollten sie im Notfall etwaige Lücken in den Reihen der Feuerwehr auffüllen.
1876
Das Jahr 1876 war für die Feuerwehr ein schwarzes Jahr. Bei einem Großbrand in der Kirchstraße brannte eine ganze Häuserreihe mit 6 Häusern auf einmal nieder. Der Grund war wieder Wassermangel. Trotz herbeigeeilter auswärtiger Wehren brannten die Häuser völlig nieder. Dieser Brand hatte noch ein Nachspiel für den Bürgermeister von Arholzen. Er wurde bestraft, weil er der nachbarschaftlichen Löschhilfe nicht nachkam und seine Feuerwehr zu Hause behielt. Nach diesem Brand entschloss man sich, nunmehr eine Wasserleitung vom Holzberg her zu bauen.
1877
In diesem Jahr wurde auf Vorschlag der Bezirkswehren der Branddirektor Carl Armbrecht zum Bezirkshauptmann ernannt. Damit war der Startschuss für die Gründung einer Bezirksfeuerwehr gegeben. Alle dem Amtsbezirk Stadtoldendorf angehörenden Dörfer gehörten nunmehr diesem neuen Bezirk an, der wiederum dem Verband des Kreises Holzminden angehörte. Dieser nannte sich Kreisfeuerwehrverband. Am 5. und 6. Juli 1877 fallen wieder 2 Häuser im Pikenhagen dem Feuer zum Opfer, ebenfalls 4 Häuser im Burgtor. Am 19.August 1877 fand in Stadtoldendorf ein Amtfeuerwehrtag statt. Für die Stadtoldendorfer Wehr war dieses eine große Ehre. Die Tagung fand im Hotel Hemme statt und dauerte 2 Tage.
1879
In diesem Jahr ist wieder ein Regierungswechsel in beiden Feuerwehren zu verzeichnen. Der Gerbereibesitzer Ravior wird zum neuen Hauptmann der Freiwilligen Feuerwehr ernannt, und der Kaufmann R. Wigand übernimmt den Posten des Hauptmanns bei der Pflichtfeuerwehr. Die Wasserleitung , die nun gebaut und in diesem Jahr endlich fertiggestellt ist, wird der Feuerwehr zum Gebrauch übergeben. Auch eine Einweisung in die Hydranten findet statt.
1881
Laut Bericht der Kreisdirektion bestehen im Kreis Holzminden 55 Freiwillige Feuerwehren mit 518 Mann und 3.266 Mann bei den Ordnungsmannschaften, 53 Spritzen mit Saugwerk und 36 ohne Saugwerk. Die Dörfer waren im allgemeinen, was Feuerwehr anbelangt, arm dran. Die Alarmierung macht der Führung auch weiterhin große Sorgen. Man schlägt vor, dass die Nachtwächter zusätzliche „Hupen“ erhalten, womit bei einem Brand alarmiert werden soll. Es handelt sich hierbei um ähnliche Dinger wie sie später an den Autos bzw. Motorrädern angebracht waren.
1883
Man ist bemüht, die Ausrüstung der Feuerwehr weiter voranzutreiben. Darum werden Pläne unterbreitet, nach denen man bemüht ist, einen Mannschaftswagen für die Feuerwehr zu beschaffen. Es handelt sich um ein Fahrzeug, pferdebespannt und mit seitlichen Sitzbänken für die Wehrmänner, in der Mitte ist eine Spritze eingebaut. Ein langwieriger Schriftwechsel mit verschiedenen Versicherungen verläuft aber ergebnislos im Sande und so wird das Vorhaben, da es für die Stadt allein finanziell nicht zu schaffen ist, mit großem Bedauern fallen gelassen.
1888
In diesem Jahr tritt der Kommandeur der Gesamtfeuerwehr, Carl Armbrecht, zurück und sein Nachfolger wird der Kaufmann Hermann Thiel. Auch wurden im Laufe des Jahres neue Joppen angeschafft. Ferner wird beschlossen, dass die Brandwachen künftig umschichtig von den einzelnen Zügen gestellt werden und diese sich untereinander verständigen sollen.
1889
In diesem Jahr erscheint in den Akten ein neuer Bürgermeister. Sein Name ist Klügel. Dem alten Bürgermeister Seebaß wird zum seinem 50-jährigen Bürgermeister-Jubiläum von der Gesamtfeuerwehr ein Fackelzug dargebracht.
1893
Das 20-jährige Jubiläum wird als Stiftungsfest gefeiert. Das Feste feiern scheint der Feuerwehr besonders zu liegen, denn aus den Akten geht hervor, dass man sich immer große Mühe mit den Vorbereitungen gab.
1895
Von der Stadt wird der Feuerwehr eine Rauchmaske und ein Rettungsgürtel mit Seil und Bremse Übergeben. Es handelte sich hierbei um neue Geräte und man kann daran erkennen, dass man seitens der Stadt bemüht war, auch mit den Neuheiten immer Schritt zu halten, allerdings nur soweit es im Rahmen des finanziell Möglichem lag.
1898
Der Kommandeur der Gesamtfeuerwehr, Hermann Thiel, tritt wegen Krankheit zurück. Sein Nachfolger wird der Hauptmann der Pflichtfeuerwehr, R. Wigand. Der Lehrer Deumeland wird Adjutant des neuen Kommandeurs. Wie man aus den Akten ersehen kann, setzt nun ein straffes Regiment ein.
1899
Für die Stadt wird eine bessere Alarmierung beantragt und in Zukunft , 10-15 Minuten, mit der Feuerglocke zu stürmen. Auch werden in jedem eingeteilten Bezirk außerdem noch Hornisten entsandt, die Signal blasen sollen.

 

Das neue Jahrhundert 1900 –1925

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