Interessiert sich die breite Masse überhaupt noch dafür, was wir 24 Stunden lang und 365 Tage im Jahr machen? Mit dieser zentralen Frage beginnt Jens Siebeneicher seine inzwischen 12. Jahreshauptversammlung als Ortsbrandmeister von Stadtoldendorf und mahnt damit die gesellschaftliche Problematik an, dass sich immer weniger Menschen für das Ehrenamt und den Dienst am Nächsten interessierten.
Derzeit gebe es 66 aktive Feuerwehrkameraden in Stadtoldendorf, darunter 13 Frauen, die im vergangenen Jahr 83 Einsätze absolvieren mussten. Allein in diesem Jahr sind bereits 40 Einsätze dazu gekommen. 396 Einträge habe das Dienstbuch für 2019 aufgeführt, stolze 23.800 ehrenamtliche Stunden sind zusammengekommen, davon allein 10.000 Stunden reine Ausbildung. 1.600 Einsatzstunden fielen 2019 an, verteilt auf 34 Brände, 47 Technische Hilfeleistungen und vier Fehlalarme. Auf der Versammlung tragen Jens Siebeneicher und sein Stellvertreter Michael Mundhenke die wichtigsten Eckdaten des vergangenen Jahres zusammen.
Um für Nachwuchs zu sorgen, kümmert sich die Feuerwehr selbst in vielfältiger Art und Weise, etwa mit der Kinderfeuerwehr, die 2020 bereits 10 Jahre besteht und auch der Jugendfeuerwehr. In der Kinderfeuerwehr sind derzeit 20 Kinder aktiv, in der Jugendfeuerwehr 34. Auch hier kamen einige Stunden zusammen, 84 Dienste mit über 6.500 Stunden Ehrenamt wurden durch die insgesamt 19 Betreuer in Kinder- und Jugendfeuerwehr geleistet. Und das sei auch dringend nötig, wie Siebeneicher vor den rund 100 Anwesenden in der Waldgaststätte „Mittendorff’s Park“ feststellte. Denn der Zuspruch, heute noch freiwillig Aufgaben zu übernehmen, schwinde stetig.
Die Feuerwehr Stadtoldendorf habe in den letzten Jahren gute Fortschritte bei der technischen Fahrzeugausstattung sowie persönlicher Schutzausrüstung gemacht. Vieles sei insbesondere durch die Feuerwehrkameradschaft möglich geworden, unter anderem zwei Wärmebildkameras und ein Fahrzeug wurden beschafft, daneben noch viele weitere Ausstattungs- und Ausrüstungsgegenstände für die Feuerwehr. Beim Feuerwehrgerätehaus selbst gebe es dann allerdings noch Nachholbedarf. „Ich nehme es vorweg, läuft nicht rund“, stellte Siebeneicher fest. So gebe es Probleme mit der Wartung der Heizungsanlage, die erst eingebauten Tore seien nicht dicht und in einer Fahrzeughalle gebe es seit Längerem bereits Schimmel an den Wänden durch einen Wasserschaden. „Da sind wir immer noch nicht weiter“, mahnt Siebeneicher.
Hier sicherte Samtgemeindebürgermeister Wolfgang Anders seine Gesprächsbereitschaft zu. „Wir werden uns mit dem Feuerwehrkommando zusammensetzen“; versprach er in seinem anschließenden Grußwort. Anders überbrachte daneben Grüße von Rat und Verwaltung und dankte den Aktiven für ihre Einsatzbereitschaft. Er berichtete auch über aktuelle Themen der Samtgemeinde sowie über die angespannte Haushaltslage, die die Samtgemeinde im laufenden Jahr zur Konsolidierung zwinge. Rund vier Millionen Euro an Kreditaufnahmen könnte es geben, das Budget im Bereich der Feuerwehr sei hingegen nahezu unangetastet geblieben, was die Wichtigkeit des Brandschutzes verdeutliche.
Bürgermeister Helmut Affelt überbrachte Grüße von Rat und Verwaltung der Stadt Stadtoldendorf und stellte abermals die gute Arbeit der Feuerwehr fest. Durch die Samtgemeindeumlage finanziere auch die Stadt Stadtoldendorf das Feuerwehrwesen in der Homburgstadt indirekt mit. Dieses Jahr wolle er sein Versprechen einlösen und mit dem Vorstand der Feuerwehrkameradschaft gezielte Mitgliederwerbung in Stadtoldendorf machen, auf Kreisebene arbeite er mit an einer Lösung zur Einführung einer Ehrenamtskarte, die spezielle Vergünstigungen und Vorteile für Ehrenamtliche bereithalten soll.
Der Regierungsbrandmeister Wolfgang Brandt stellte fest, dass es vor zehn Jahren die richtige Entscheidung gewesen sei, eine Kinderfeuerwehr zu gründen. Diese kann im Jahr 2020 ihr 10-jähriges Jubiläum begehen und einige der heute in der Einsatzabteilung aktiven Kameraden haben dort ihre Feuerwehrkarriere begonnen. Der stellvertretende Kreisbrandmeister Thomas Planke berichtete von den 1.127 Einsätzen auf Kreisebene, die durch die 2.319 Mitglieder der Feuerwehren abgearbeitet wurden. In der Samtgemeinde selbst waren es 2019 mit insgesamt 150 Einsätzen 65 weniger als noch im Vorjahr, stellte der Gemeindebrandmeister Frank Teiwes fest. Hier seien noch 580 Kameradinnen und Kameraden aktiv, wenn auch ein leichtes Minus zum Vorjahr.